Die Herzkranzgefäße sind die Blutgefäße des Herzens. Durch sie läuft das vom Herzen benötigte Blut das den Sauerstoff zu den Herzmuskeln bringt. Es gibt 2 große Herzkranzgefäße, die dominante linke Koronararterie (LCA) mit dem Hauptstamm (Truncus Communis) der sich dann in den Ramus interventricularis anterior (RIVA) und in den Ramus Arteria Circumflexus (RCX) aufteilt, und die rechte Koronararterie. (RCA) Die Koronararterien liegen wie eine Krone auf dem Herz, daher ihr Name (Corona Latein).
Die arteriosklerotische Erkrankung der Koronararterien führt zu einer Verdickung der inneren Gefäßschicht. Diese kann durch Fett, Fibrosen oder Verkalkungen entstehen, die das Lumen des Gefäßes verengen und den Blutzufluss behindern oder unterbrechen. Obwohl die Koronarien im Durchschnitt nur 3 mm Durchmesser haben, ist der einwandfreie Fluss des Blutes und damit des Sauerstoffes absolut lebensnotwendig. Unter Anstrengung ist Brustschmerz (Angina pectoris) ein Symptom eines verminderten Blutzufluss zum Herzmuskel. In manchen Fällen kommt es dazu das sich ein Blutgerinnsel in einer Ablagerung verfängt und es zu einem akutem Verschluss der Arterie kommt (auch als Okkulusion bezeichnet). Dies führt in der Folge zu einem Herzinfarkt, wobei das Herzmuskelgewebe nicht mehr ausreichend mit dem benötigten Sauerstoff und den Nährstoffen versorgt wird und absterben kann.
Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Hypercholesterinämie können zu den oben genannten Veränderungen der Koronararterien führen.
Die Diagnose einer Koronarobstruktion wird mittels einer Koronarangiographie gestellt. Wann sollte eine Koronarangiographie durchgeführt werden? Hierbei müssen zwei sehr unterschiedliche Situationen unterschieden werden:
1. Die Untersuchung wird auf Wunsch des behandelnden Kardiologen geplant, da der Verdacht besteht, dass eine oder mehrere Stenosen vorliegen. Die Koronarangiographie wir dann meist als weiterführende Diagnostik nach Myokardszintigraphie, Belastungs-EKG und Stressechographie durchgeführt Im Anschluss an die genannten Voruntersuchungen ist die Koronarangiographie ein wichtiger Schritt zur Beurteilung des Zustandes der Herzkranzgefäße auf deren Basis die Prognose und bestmögliche Therapie für den Patienten bestimmt werden kann. Abhängig vom Ergebnis der Untersuchung wird in multidisziplinärem Teams die bestmögliche Strategie zwischen medikamentöser Therapie, Koronarangioplastie (Gefäßaufweitung /Stent) oder der Notwendigkeit einer herzchirurgischen Bypassoperation diskutiert.
2. Es liegt ein lebensbedrohlicher Notfall nach drohendem oder bestehendem Myokardinfarkt vor. Mit Hilfe der Koronarangiographie kann in diesen Fällen das betroffene Gefäß schnell identifiziert werden und mittels Aufdehnung Stent oder eine Bypassoperation wieder eröffnet werden. Diese Art der Versorgung hat in den letzten 15 Jahren die Prognose von Patienten mit drohendem oder nach bestehendem Myokardinfarkt dramatisch verbessert.
Mit Zustimmung des behandelnden Kardiologen und nach Durchführung aller benötigten Voruntersuchungen kann die Koronarangiographie ambulant durchgeführt werden Der Patient wird 1 Stunde vor der Untersuchung einbestellt, wo dann seine persönlichen Angaben überprüft werden, er weiterführende Informationen zur Untersuchung erhält und nach Aufklärungsgespräch mit dem interventionellen Kardiologen die Einverständniserklärung unterschreibt. Liegt keine relevante Stenose der Herzkranzgefäße vor kann der Patient nach ca. 3 Stunden nach Hause. Bei relevanten Stenosen und Therapie mit einem Gefäßstent wird der Patient in der Regel für 24 Stunden hospitalisiert. Notfalluntersuchungen können zu jeder Tages- und Nachtzeit 24 Stunden auf 24 Stunden an 365 Tage im Jahr durchgeführt werden.
Dazu steht ein speziell geschultes Notfallteam zur Verfügung. Die durchschnittliche Untersuchungsdauer am INCCI beträgt 30 Minuten. Die Untersuchung wird in einem sogenannten Herzkatheterlabor durchgeführt. Das Herzkatheterlabor ist klimatisiert die Temperatur eher kühl und ist einem Operationssaal in seiner Optik und Ausstattung sehr ähnlich. Zur Durchführung der Untersuchung liegt der Patient in Rückenlage auf einem radiologischen Untersuchungstisch. Nach der Desinfektion des Handgelenks wird der Patient mit sterilen Tüchern bis unter das Kinn abgedeckt. Der Kardiologe und das Assistenzpersonal sind steril mit Kitteln Mundschutz Kopfhaube und Handschuhen angezogen. Als erstes wird an der Punktionsstelle (meistens am Handgelenk selten in der Leiste) in die später der Herzkatheter eingeführt wird ein Lokalanästhetikum gespritzt. Die Verabreichung des Lokalanästhetikums ist vergleichbar mit einer Blutentnahme, man spürt nur einen kurzen Pick beim Einstich der Nadel. Als nächstes wird eine Sonde, durch die später das Kontrastmittel zur Darstellung der Herzkranzgefäße gespritzt wird, schmerzfrei und unter radiologischer Kontrolle, von der Punktionsstelle bis zu den Koronargefäßen vorgeschoben. Nach Gabe von Kontrastmittel werden mit einem speziellen Röntgengerät, das sich über der Brust des Patienten befindet, mehre radiologische Bilder der Herzkranzgefäße gemacht. Die Bilder werden mit einer Kamera live aufgenommen und links vom Patienten auf einem großen Bildschirm dem Kardiologen und Patienten angezeigt. Abhängig vom Untersuchungsergebnis kann entweder sofort oder später eine Koronarangioplastie (Gefäßaufweitung-Stentimplantation) oder Bypassoperation durchgeführt werden.
Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten vor einer Koronarangiographie getroffen werden?
Die Indikation einer geplanten Koronarangiographie wird durch den behandelnden Kardiologen nach sorgfältiger Nutzen/Risiko Analyse unter Berücksichtigung der Art Symptome, der Region der Symptome, des Alters und der persönlichen Wünsche des Patienten festgelegt. Der Patient wird von seinem behandelnden Kardiologen im Vorfeld der Untersuchung über alle Risiken informiert und der durchführende interventionelle Kardiologe informiert den Patienten nochmals über das geplante Vorgehen und über die bestehenden Risikos.
Nachfolgend die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen:
Sie sollten mindestens 6 Stunden vor der Untersuchung nüchtern bleiben
Sprechen Sie mit Ihrem Kardiologen ab, ob Sie eventuell einige Ihre Medikamente vor der Operation absetzen sollen. Hierzu können z.B. Diabetes Medikamente wie Metformin und Antikogulantien gehören
Jede vorrausgegangene allergische Reaktion auf Röntgenkontrastmittel müssen Sie unbedingt Bei einer vorrausgegangenen Kontrastmittelallergie muss am Vortag der Untersuchung eine Kontrastmittelallergieprophylaxe erfolgen
Es sollte keine Entzündung oder Fieber zum Zeitpunkt der Untersuchung vorliegen
Bringe Sie bitte alle wichtigen Dokumente wie Vorbefunde Kontaktdaten ihres Kardiologen und Herz OP Berichte mit
Was sind die Risiken einer Koronarangiographie?
Die Koronarangiographie ist eine invasive Untersuchung mit Punktion eines arteriellen Gefäßes, der Injektion eines radiologischen Kontrastmittels und der Verwendung von Röntgenstrahlen bei einem Patienten, der im Verdacht steht eine Koronarkrankheit oder ein akutes Koronarsyndrom zu haben, was für sich selbst lebensbedrohlich sein kann. Zum einen ergeben sich die Risiken aus der Untersuchung, zum anderen sind sie auf die Schwere der Koronarkrankheit selbst zurückzuführen. Aus diesem Grund ist die Koronarangiographie nur indiziert, wenn bei der individuellen Beurteilung des Patienten, das Risiko durch die Untersuchung geringer als das Risiko der Erkrankung eingeschätzt wird.
Die Hauptrisiken, über die der Patient informiert werden muss, sind folgende:
Nachblutungen an der Punktionsstelle mit Hämatom, die in sehr seltenen Fällen die Gabe einer Bluttransfusion oder eine chirurgische Intervention erforderlich machen
Allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel wie Hautbläschen, Nesselsucht/Nesselfieber
Während der Untersuchung Herzrhythmusstörungen meist kurz und vorrübergehend
In sehr seltenen Fällen (weniger als 1 auf 1000) kann es zu einem Schlaganfall kommen. Dies betrifft besonders die Gruppe der Patienten > 80 Jahre mit schlechtem Gefäßstatus. Bei Patienten aus dieser Gruppe sollte eine sehr differenzierte Nutzen/Risiko Analyse durchgeführt werden
Der Tot eines Patienten ist eine außergewöhnliche Komplikation bei Patienten mit einfacher Koronarangiographie (ohne Stent). Bei verstorbenen Patienten nach Koronarangioplastie lag meistens eine diffuse Koronarerkrankung mit Herzinfarkt und Herzinsuffizienz vor
Am Tag der Untersuchung und vor der Einverständnisgabe durch den Patienten bespricht der durchführende Kardiologen nochmals alle Risiken mit dem Patienten.
Wenn eine medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht, kann das verengte Herzkranzgefäß während einer Herzkatheteruntersuchung mit der sogenannten Koronarangioplastie aufgedehnt und bei Bedarf mit einer Gefäßstütze (Stent) versorgt werden. In der medizinischen Fachsprache wird die Koronarangioplastie der Herzkranzgefäße auch als Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie (PTCA) bezeichnet. Bei ausgeprägten Verengungen über eine längere Strecke und auch wenn mehrere Gefäße betroffen sind, kann eine Bypassoperation erforderlich werden, bei der die betroffenen Stellen mit körpereigenen Blutgefäßen (Arterien oder Venen) durch eine Operation überbrückt werden.
Koronarangioplastie-PTCA
Grundprinzip der Koronarangioplastie-PTVA ist die Weitung verengter Kranzarterien mithilfe eines aufblasbaren Katheterballons, um so eine ausreichende Herzdurchblutung hinter der Verengung sicherzustellen. In der Regel wird zudem ein Drahtgeflecht (Stent) in die Arterie eingesetzt, welches das Gefäß von innen schient und einen erneuten Verschluss verhindern kann.
Oft sind die Stents mit besonderen Medikamenten beschichtet, um eine Gewebewucherung im behandelten Kranzgefäß zu unterdrücken und das Risiko einer erneuten Stenose zusätzlich zu senken.
Statt eines Katheterballons kommt gelegentlich auch ein Diamantbohrer zum Einsatz, um ein verstopftes Herzkranzgefäß zu öffnen (sogenannte Rotablation).
Ein Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass sie die Diagnostik und Therapie von Herzgefäßverengungen miteinander vereint. So werden bei einer Katheter-Intervention die Kranzarterien zunächst mit Kontrastmittel gefüllt und per Röntgendurchleuchtung präzise untersucht (Koronarangiographie). Behandlungsbedürftige Engstellen lassen sich dann in einem zweiten Schritt während desselben Eingriffs beseitigen.
Therapieschritte:
Der Patient wird auf dem Kathetertisch gelagert und steril abgedeckt
Nach Desinfektion und einer örtlichen Betäubung wird die Arterie mit einer Nadel punktiert
Über einen Führungsdraht wird eine Schleuse in die Arterie eingeführt
Ein Katheter wird bis zum Herzkranzgefäß vorgebracht
Die Engstelle des Herzkranzgefäßes wird mit einem Führungsdraht passiert
Über den Führungsdraht wird ein Stent in die Engstelle vorgebracht
Der Stent wird durch den Stentballon entfaltet
Die Katheter und Drähte werden entfernt, die Punktion durch Druckverband oder Nahtsystem verschlossen
Überwachung des Patienten auf der Station, Entlassung im Regelfall am Folgetag
Bypassoperationen
Bypassoperationen gehören zu den Routineeingriffen und stellen die häufigste Operation am offenen Herzen dar. Die Bypassoperation kommt immer dann zum Einsatz wenn Verengungen (Stenosen) der Herzkranzarterien bestehen, die behandlungsbedürftig sind und mittels interventionellen Verfahren (z.B. Ballondilatation und Stenteinlage) nicht oder nur mit erhöhtem Risiko behandelbar sind. Die erste erfolgreiche koronare Bypassoperation wurde im Jahre 1964 von H.E. Garrett durchgeführt und selbstverständlich hat dieses Operationsverfahren, dessen Prinzip unverändert bestehen geblieben ist, seither zahlreiche Verbesserungen und Verfeinerungen erlebt. In Luxemburg werden alle modernen und etablierten Verfahren dieser Chirurgie angewendet.
Konventionelle Bypasschirurgie
Video Bypass mit Herzlungenmaschine:
Das Prinzip der Bypassoperation besteht in der Überbrückung von Verengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße (Koronarien) durch körpereigene Gefäße wie die Brustwandarterien (A. thoracicainterna, A. mammaria), Beinvenen des Ober- oder des Unterschenkels (V. saphena magna) oder der Armarterien (A. radialis). Die Anastomosen (Gefäßnähte) werden hinter (distal) der Koronarstenose end-zu-seit sowie bei Venenbypässen an die Aorta end-zu-seit angelegt. Die Stenosen selbst werden in der Regel belassen. Einfacher gesagt werden bei diesem Operationsverfahren neue Herzkranzgefäße angelegt. Eine Bypassoperation dauert ca. 4 Stunden und wird in Vollnarkose durchgeführt. Meistens werden 3 oder 4 Bypasses gelegt, seltener 1-2 oder 5-6. Nach dem Eingriff werden Sie für 1 – 2 Tage auf der Intensivstation behandelt. Ihre Familie kann Sie am Tag nach der Operation besuchen. Wenn die Koronarrevaskularisation unter Einsatz der Herzlungenmaschine (extrakorporale Zirkulation, HLM) durchgeführt wird, nennt man dies (englische Bezeichnung) eine “on-pump“ Bypassoperation. Zunächst erfolgt die Durchtrennung des Brustbeines (mediane Sternotomie). Um den Patienten an die HLM anschließen zu können, werden je ein fingerdicker Schlauch in die Hauptschlagader (Aorta) und in den rechten Herzvorhof (Atrium) eingeführt und so sein Kreislaufsystem mit der HLM verbunden. So kann Blut aus dem Körper zur HLM und von der HLM zum Körper gepumpt werden. Die Herz-Lungen-Maschine (HLM) kann nun für einen beschränkten Zeitraum die Funktionen von Lunge und Herz übernehmen. Der Operateur kann in dieser Zeit am stillgelegten Herzen die geplanten Koronaranastomosen angelegen.
Minimal-invasive Bypasschirurgie
Das OPCAB-Verfahren (off-pump coronaryarterybypass = Koronarbypass ohne Herz-Lungen-Maschine) wurde Mitte der 90er Jahren entwickelt und findet sowohl in Europa als auch in den USA zunehmende Anwendung. Der Herzchirurg Prof. Dr. Paul Sergeant aus Leuven, Belgien, hat in jener Zeit diese Operationsmethode perfektioniert, ihr eine breite Akzeptanz verschafft und auch die OPCAB-Operateure unserer Klinik persönlich ausgebildet. Die Technik wird als “minimal-invasive” Bypassoperation bezeichnet weil auf den Anschluss derHerz-Lungen-Maschine verzichtet wird und Manipulationen an der Aorta (Hauptschlagader) vermieden werden. Wie bei der konventionellen Bypasschirurgie muss zuerst das Brustbein (Sternum) eröffnet werden. Nach Freilegung des schlagenden Herzens aus dem Herzbeutel werden zunächst die betroffenen Herzkranzgefäße dargestellt. Der umschriebene Bereich des Koronargefäßes, an dem die Gefäßnaht (Anastomose) angelegt werden soll, wird mit Hilfe eines Stabilisators immobilisiert. Dieses Gerät besteht aus einer U-förmigen Schiene, die an beiden Schenkeln mit jeweils 4 kleinen Saugnäpfen besetzt ist. Durch die Applikation eines Dauersoges wird der Herzmuskel an die Schiene angesaugt. In diesem umschriebenen Bereich ist ruhiges Arbeiten nun möglich. Während des Aufnähens der Bypassgefäße auf die Herzkranzarterien werden diese durch den Einsatz von feinen Kunststoffröhrchen (“shunts”) ohne Unterbrechung durchblutet. Sie werden kurz vor der Fertigstellung des Gefäßanschlusses wieder entfernt. Bei der OPCAB-Operation kann das gesamte Koronarsystem mit Bypässen versorgt werden. Im Falle einer koronaren Ein-Gefäß-Erkrankung der Herzvorderwand kann die Technik auch “minimal invasiv” mit einem kleinen seitlichen Schnitt zwischen den Rippen angewendet werden (MIDCAB = minimally invasive directcoronaryarterybypass).
Video Bypass ohne Herzlungenmaschine:
Qualitätskontrolle in der Bypasschirurgie
Wir führen in Luxemburg seit dem Jahr 2001 bei allen Bypassoperationen eine systematische, intraoperative Kontrolle der frisch angelegten Bypasses mit der Transit Time Flow Measurement (TTFM) Methode durch. So erreichen wir ein Maximum an Sicherheit und Operationsqualität für unsere Patienten.
Komplett arterielle Versorgung
Wenn immer möglich bevorzugen wir die arterielle Revaskularisation, insbesondere des linken Koronarsystems. Das bedeutet, dass als Bypassgefäße (Umgehungsgefäße) ausschließlich Arterien des Körpers verwendet werden (Brustwandarterie, Arteriathoracicainterna = A. mammaria, Arteriaradialis = Armarterie). Die linke Arteriamammariainterna als Bypassgraft für die vordere linke Koronararterie (LAD) hat ihre überlegene Haltbarkeit in Studien belegt. Sie weist im Langzeitverlauf nahezu keine Arteriosklerose auf. Etwa 90 % der Bypässe sind auch nach 10 Jahren noch offen. Zusätzlich setzen wir bei fehlenden Risikofaktoren (z.B. Zuckerkrankheit, Diabetes) häufig die rechte A. mammariainterna ein, die mit nahezu allen Koronargefäßen anastomosiert werden kann. Ein weiteres häufig eingesetztes Graftgefäß ist die Radialarterie aus dem Unterarm. Um keine arterielle Mangelversorgung des Armes, der von zwei Arterien (A. radialis und A. ulnaris) gespeist wird, durch die Entnahme der A. radialis hervorzurufen, wird zuvor ein Test (Allen-Test) durchgeführt.
Minimal-invasive Entnahme der A.radialis
Dieses Verfahren wird in Luxemburg bereits seit dem Jahr 2004 durchgeführt. Mit Hilfe eines speziellen, endoskopischen Instrumentariums kann mit 2 kleinen Schnitten am Unterarm (2,5cm und 1cm) die komplette Arterie (ca. 20cm) freigelegt und entnommen werden. Der Eingriff verursacht weniger Beschwerden und das kosmetische Ergebnis ist exzellent.
Minimal-invasive Venengraft-Präparation
Ein schonendes Verfahren zur Gewinnung von Beinvenen (Venasaphena magna) als Bypassgraft stellt die endoskopische Präparation dar. Mit Hilfe des gleichen endoskopischen Instrumentariums wie bei der Entnahme der Armarterie kann mit 2 oder 3 kleinen Schnitten eine Vene von bis zu 65cm Länge freigelegt und entnommen werden. Die Vorteile dieser Methode (weniger Schmerzen, weniger Wundheilungsstörungen) zeigen sich insbesondere bei Patienten, die unter einem Diabetes mellitus, Schaufensterkrankheit (peripherer arterieller Verschlusskrankheit, pAVK) oder unter Fettleibigkeit leiden.
Auf Wunsch wird der behandelnde Arzt den von Ihnen angegebenen Ansprechpartner über den Verlauf der Operation informieren.
Was passiert nach dem Eingriff?
Sie werden auf der Intensivstation aufwachen.
In der Regel werden Sie am 2 postoperativen Tag die Zwischenstation und am 4 Tag nach der Operation auf die Normalstation verlegt. Nach dem Aufwachen auf der Intensivstation haben Sie noch einen Schlauch (Tubus) im Mund, der Ihnen bei der Atmung hilft, dies kann unangenehm sein und hindert Sie am Sprechen. Sobald Sie selbstständig atmen können, wird dieser Schlauch entfernt werden und Sie werden wieder sprechen können. Haben Sie bitte keine Angst unser Pflegepersonal ist ständig in Ihrer Nähe. Für 1-2 Tagen nah der Operation ist es erforderlich, dass wir Körperwerte wie: Blutdruck, Herztätigkeit Körpertemperatur, Sauerstoffgehalt im Körper (Fingerclip) und die Ein und Ausfuhr von Flüssigkeiten jederzeit beobachten können. Aus diesem Grund sind Sie an verschiedene medizinische Geräte (Monitore) angeschlossen (verkabelt) und es wurde während der Operation ein Blasenkatheter dazu gelegt. Im Bereich des Halses haben wir Ihnen während der Operation einen dünnen für Sie kaum spürbaren Venenkatheter gelegt. Über diesen Katheter erhalten für 1-2 Tage Ihre Medikamente und wir können, für Sie völlig schmerzfrei, die notwendigen Blutentnahmen durch diesen Katheter durchführen. Im Normalfall werden der Venen und Blasenkatheter nach 1-2 Tagen entfernt und sie bekommen ab dann Ihre Medikamente wieder in Tablettenform und können Essen und Trinken.
Lungenödem
Zur Vermeidung von Wassereinlagerungen und zur Entlastung ihres Herzens ist die Trinkmenge in den ersten Tagen eingeschränkt und wird von Ihrem behandelnden Arzt verordnet. Achten Sie und Ihre Besucher bitte auf die Einhaltung der Trinkmenge. Die Räumlichkeiten der Intensivstation sind relativ hell beleuchtet und durch die vielen medizinischen Geräte die auf einer Intensivstation eingesetzt werden nehmen Sie viele für Sie ungewohnte Geräusche wie piepsen und brummen war. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Ist Ihnen etwas unklar, fragen Sie bitte unser Pflegepersonal, es steht Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Schon auf der Intensivstation ist frühzeitige Bewegung und Mobilisation ein elementarer Bestandteil für Ihren Genesungsprozess. Unsere Krankengymnasten und unser Pflegepersonal werden schon auf der Intensivstation mit Ihnen mobilisierende und krankengymnastische Übungen durchführen. Schmerzfreiheit ist eine Vorrausetzung damit Sie aktiv an der Mobilisation und den krankengymnastische Übungen teilnehmen können. Bitte geben Sie dem Pflegepersonal umgehend Bescheid falls Schmerzen bei Ihnen auftreten sollen. Nach Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus, sollten Sie die Krankengymnastik ambulant oder in einer stationären Rehabilitationsmaßnahme weiterführen.
Für weitere Informationen zu Ihrem Aufenthalt klicken Sie bitte hier: Ihr Aufenthalt/Votre sejour
LEBEN NACH KORONARANGIOPLASTIE UND BYPASSOPERATIONEN
Behandlung mit Medikamenten – was sollten Sie beachten?
Nehmen Sie die Ihnen verordneten Medikamente regelmäßig nach den Anweisungen des Arztes ein, auch wenn Sie keine Beschwerden haben – natürlich auch am Wochenende und im Urlaub. Setzen Sie auf keinen Fall Medikamente ohne Rücksprache ab. Treten neue Beschwerden auf oder verschlechtern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben.
Lebensstil – was kann ich selbst vorbeugend gegen eine Gefäßverkalkung tun?
Die Atherosklerose, die Verkalkung der Arterien, ist die Hauptursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der koronaren Herzerkrankung und Herzinfarkt. Sie könnte durch gezielte vorbeugende Maßnahmen verhindert oder zumindest deutlich verlangsamt werden. Lassen Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen. Einige der Hauptrisikofaktoren für einen Herzinfarkt erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck und Diabetes – verursachen in einem frühen Stadium keine Beschwerden.
Rauchen aufgeben
Hören Sie auf zu rauchen. Rauchen ist ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer Arteriosklerose.
Bewegung
Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung, möglichst an der frischen Luft. Geeignete Sportarten sind z.B. Walken, Laufen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen wirklich Spaß macht. Übertreiben Sie es nicht, wenn Sie bisher keinen Sport getrieben haben. Lassen Sie vorher Herz und Kreislauf untersuchen. Für Koronarpatienten gibt es spezielle Sportgruppen.
Gewicht regulieren
Achten Sie auf Ihr Gewicht. Falls Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen abzunehmen. Studien der letzten Jahre haben ergeben, dass der Taillenumfang dabei wichtiger ist für die Einschätzung des Risikos einen Herzinfarkt zu erleiden, als der bisher angewendete Body-Mass-Index. Der Normalwert bei Frauen liegt bei einem Taillenumfang von bis zu 80 cm, bei Männern bis zu 94 cm.
Wie sollten Sie mit Ihrer Ernährung umgehen?
Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung können Sie alles Gewohnte essen und trinken. Einige Punkte gilt es aber zu beachten:
- Sollten bei Ihnen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder eine Nierenfunktionsstörung vorliegen, achten Sie bitte streng auf die korrekte Einnahme Ihrer Medikamente und halten Sie die Diät und Trinkvorgaben Ihres behandelnden Arztes ein
- Achten Sie bitte auf ihr Körpergewicht, ein stark erhöhtes Körpergewicht belastet Ihr Herz
- Verzichten Sie auf Nahrungsmittel mit einem hohen Vitamin K Gehalt, ein zu hoher Vitamin K Gehalt kann die Wirkungsweise Ihrer Gerinnungsmedikamente negativ beeinflussen
- Wir empfehlen Ihnen die Teilnahme an einer Ernährungsberatung. Auskünfte dazu erhalten Sie von Ihrem behandelnden Herzchirurgen, unserer Ernährungsberaterin und von unserem Pflegepersonal auf der Normalpflegestation
- Wenn keine anderen Gründe dagegen sprechen, kann Alkohol in Maßen genossen werden
- Rauchen sollte unbedingt unterlassen werden. Rauchen fördert die Bildung von Gefäßverkalkungen, was den Erfolg Ihrer Operation und Ihre langfristige Gesunderhaltung stark gefährdet. Lassen Sie sich von Ihrem Herzchirurgen/Kardiologen zu Raucherentwöhnungsprogrammen, die in Luxemburg angebotenen werden, beraten
Versuchen Sie, Stress in Ihrem Alltag zu reduzieren:
Falls Sie regelmäßig zu viel arbeiten, überdenken Sie Ihre Arbeitsgewohnheiten und finden Sie gesunde Wege, mit stressigen Ereignissen in Ihrem Leben umzugehen.
Methoden zur Stressbewältigung und Entspannungstechniken sind beispielsweise Autogenes Training, Yoga und Progressive Muskelentspannung. Viele Krankenkassen, Volkshochschulen und Selbsthilfegruppen bieten zahlreiche Kurse hierzu an. Falls Sie unter seelischen Belastungen und Konflikten leiden, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber.
Depression: höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Erst in den letzten Jahren hat die Forschung die Zusammenhänge zwischen Depression und Herz-Kreislauf-System besser erkannt. Heute weiß man, dass eine Depression das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Umgekehrt kann eine Erkrankung der Herzens die Psyche belasten. Wer etwa unter einer schweren Herzschwäche leidet, der leidet möglicherweise auch unter einer niedergedrückten Stimmung.
Bypass Operation
Neben den oben genannten Verhaltensregeln nach einer Angioplastie gibt es nach einer Bypass Operation noch weitere Empfehlungen die Sie einhalten sollten. In der Frühphase nach der Operation sollte der Patient sich schonen und nicht über eine Belastungsgrenze hinausgehen. In der Rehabilitationmaßnahme werden die Belastungen vorsichtig gesteigert, wobei darauf geachtet wird, die Belastung nicht zu übertreiben. Schon im Rahmen der Rehabilitation erholen sich die meisten Patienten sehr deutlich, Schmerzen im Brustkorb sind in dieser Phase nur noch sehr selten. Es dauert etwa 2-3 Monate bis das Brustbein wieder komplett stabil ist und insgesamt 1 Jahr bis der Knochen wieder komplett durchbaut ist. In den ersten zwei Monaten nach der Eröffnung des Brustbeines sollte man Belastungen des Brustkorbes verzichten, also auch auf das Heben von schweren Gegenständen und auch auf das Autofahren. Die Erholungsphase selber ist interindividuell sehr unterschiedlich und hängt insbesondere vom Allgemeinzustand des Patienten zum Zeitpunkt der Operation ab. Sollten Sie während oder nach der Rehabilitation Probleme mit Schmerzen im Bereich des Brustbeins haben, sprechen Sie bitte frühzeitig mit Ihrem behandelnden Arzt über eine individuelle Schmerztherapie.
Sexualität
Wenige Wochen nach einer gelungenen Herzoperation ist die Aufnahme sexueller Aktivität wieder möglich. Vor der Einnahme von gefäßerweiternden Substanzen (z.B. Viagra) sollten Sie zuvor mit Ihrem Arzt sprechen.
Reisen
3 Monate nach der Herzoperation sollte Ihre Belastungsfähigkeit soweit wiederhergestellt sein, dass Reisen und auch Flugreisen wieder möglich sind. Vor dem Antritt einer Reise sollten Sie aber einige Punkte beachten:
- Bitte kontaktieren Sie vor Reiseantritt Ihren behandelnden Arzt und besprechen Sie die Reise mit ihm
- Nehmen Sie Ihren Herzpass und Ihren Entlassungsbericht mit
- Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker, am Besten auch auf Englisch bescheinigen, dass Sie auf Ihre Medikamente angewiesen sind und diese auch im Handgepäck mitführen müssen
- Erkundigen Sie sich vor der Reise über die ärztliche Versorgungssituation vor
- Denken Sie vor Antritt der Reise über eventuelle Versicherungen nach (Auslands-Rücktritt-Rückhol)